Die Bandscheiben bilden die Stossdämpfer der Wirbelsäule. Sie haben sozusagen eine Pufferfunktion. Eine Bandscheibe liegt jeweils zwischen zwei Wirbelkörpern. Jede Bandscheibe besteht aus einem inneren Anteil, dem gel-artigen, elastischen Gallert-Kern, dem Nucleus, und einem äußeren Faserring, dem sogenannten Annulus fibrosus.
Bandscheibenvorfall - was ist das?
Alterungsprozesse sowie Überlastungen bei “falschen” Bewegungen können zu Rissen im Faserring führen. Teile des Gallertkerns können dann durch den Annulus herausgedrückt werden und in den Wirbelkanal gelangen. Dann spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Die meisten Bandscheibenvorfälle treten im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule und am Übergang zum Kreuzbein auf. Seltener ist die Halswirbelsäule betroffen und sehr selten die Brustwirbelsäule. Etwa 5 Prozent aller Männer und 2,5 Prozent aller Frauen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich, der mit sehr starken Schmerzen verbunden ist und mit Beinlähmung und/oder Taubheitsgefühl einhergehen kann. Durch eine Bedrängung der Nervenwurzeln können die Schmerzen auch in umliegende Körperregionen ausstrahlen.

Von BruceBlaus. When using this image in external sources it can be cited as:Blausen.com staff (2014). "Medical gallery of Blausen Medical 2014". WikiJournal of Medicine 1 (2). DOI:10.15347/wjm/2014.010. ISSN 2002-4436. - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27796931
Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?
Eine ruckartige Drehbewegung des Rumpfes oder Heben schwerer Lasten können einen Bandscheibenvorfall auslösen. Er kann auch die Folge einer ungünstigen Körperhaltungen im Alltag (beispielsweise falsches Sitzen oder ständiges und langanhaltendes Autofahren, speziell für die Halswirbelsäule), zu wenig Bewegung oder von Flüssigkeitsmangel sein. Denn wenn dem Körper nicht genug Flüssigkeit zur Verfügung steht, trocknet auch die Bandscheibe aus - und sie verliert an Elastizität.
Auch eine schwache Bauch- und Rückenmuskulatur, vorwiegend sitzende Tätigkeiten, Übergewicht und erblich bedingte Fehlstellungen der Wirbelsäule begünstigen das Krankheitsbild. Weitere Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall sind eine Schwangerschaft oder eine allgemeine Bindegewebsschwäche. Hinzu kommt das Alter, denn mit den Jahren verlieren die Bandscheiben mehr und mehr an Flüssigkeit.
Ein Blick in den Körper gibt Aufschluss
Anhand der geschilderten Symptome im Arztgespräch und den Befunden der körperlichen neuro-orthopädischen Untersuchungen wird eine Diagnose gestellt. Bei anhaltenden Beschwerden oder gar konkretem Verdacht auf einen relevanten Bandscheibenvorfall, werden in der Regel spezielle Aufnahmen von der Wirbelsäule gemacht. Mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomographie (MRI) lassen sich Schnittbilder des menschlichen Körpers erzeugen, die eine Beurteilung der Schmerzursache ermöglichen. Dieses schonende bildgebende Verfahren kommt ohne Röntgenstrahlung aus und macht Vorwölbungen oder Vorfälle der Bandscheibe sehr gut sichtbar. Gute Ergebnisse liefert auch ein anderes Schichtbildverfahren, die Computertomographie (CT). Die Computertomographie nutzt jedoch Röntgenstrahlung zur Bildgebung.
Was sind die Symptome eines Bandscheibenvorfalls?
Einerseits verursacht nicht jeder Bandscheibenvorfall auch Beschwerden. Andererseits können bereits Bandscheibenvorwölbungen starke Schmerzen verursachen. Deshalb ist es besonders wichtig, die Symptome und Befunde aus der körperlichen neuro-orthopädischen Untersuchung des Patienten, in Bezug zu setzen, zu den Ergebnissen aus der Bildgebung (MRI, CT, Röntgen).
Drückt Bandscheibengewebe auf umliegende Nerven, kommt es zu starken, ausstrahlenden Schmerzen. Gefühlsstörungen wie Ameisenlaufen oder sogar Lähmungserscheinungen können auftreten. Am häufigsten sind Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule. Neben Rückenschmerzen treten charakteristische Schmerzen im Gesäß auf, die in das Bein ausstrahlen können, zum Teil bis in den Fuß ausstrahlend. Diese Symptomatik wird im Volksmund auch „Ischias“ genannt. Die Symptome bei einem Bandscheibenvorfall treten in den Bereichen auf, die von der jeweils betroffenen Nervenwurzel versorgt werden. Bei Bandscheibenschäden im oberen und mittleren Lendenwirbelsäulenbereich können die Schmerzen auch ins Becken und in die Leistenregion ziehen.
Die durch einen Bandscheibenvorfall verursachten Schmerzen belasten die Betroffenen oft enorm und schränken die Lebensqualität massiv ein. Ein Dauerschmerz treibt mitunter sogar in die soziale Isolation. Die Betroffenen wagen sich oftmals kaum mehr aus dem Haus. Häufig wird zur Schmerzvermeidung eine Schonhaltung eingenommen. Die Belastung überträgt sich auch auf die Familie. Treffen bei Freunden oder Bekannten sind schmerzbedingt kaum mehr möglich.
Rechtzeitig die Schmerzbremse ziehen
Wer unter chronischen Schmerzen leidet (z.B. dauerhafte Rückenschmerzen) sollte dringend ärztliche Hilfe suchen. Anderen falls droht die Gefahr, dass das Nervensystem den Schmerz quasi erlernt. Dieses Phänomen wird als „Schmerzgedächtnis“ bezeichnet. Dabei macht der Dauerschmerz die Nervenzellen derart überempfindlich, dass sie bereits nach ca. 12 Wochen auch ohne nachvollziehbare Ursache „Schmerz“ signalisieren und bereits ein Schmerzgefühl hervorrufen können wenn lediglich eine einfache Berührung erfolgt. Das sogenannte Schmerzgedächtnis bleibt dann erhalten, selbst wenn die ursprüngliche Schmerzursache nicht mehr besteht. Der Schmerz hat sich sozusagen verselbständigt und ist zu einem eigenständigen Krankheitsbild geworden, dessen Ursache im Nerven selbst liegt.
Wann muss ein Bandscheibenvorfall operiert werden?
Die meisten Bandscheibenvorfälle müssen nicht operiert werden.
Wenn die Schmerzen jedoch unter intensiver konservativer Therapie mit Interventioneller Schmerztherapie, Krankengymnastik, Wärme und Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten (sog. NSAR - Nicht Steroidale Anti-Rheumatika) sowie ergänzenden, schmerztherapeutisch wirksamen Behandlungsverfahren wie Manuelle Medizin und Akupunktur nicht nachhaltig zu lindern sind, oder wenn Lähmungserscheinungen auftreten, muss an einen chirurgischen Eingriff gedacht werden. Das bedeutet, nur wenn man als klare Ursache eine Bedrängung von Nervenwurzeln erkennen kann, ist ein operativer Eingriff zur Entfernung des Bandscheibenvorfalls sinnvoll. Bei einer Bandscheiben-Operation wird nämlich das Gewebe entfernt, das auf den Nerv drückt – in der Regel verschwinden die Schmerzen dann unmittelbar. Als Faustregel kann gelten: Wenn die Schmerzen im Bein größer sind als die Rückenschmerzen, kann ein Eingriff erfolgversprechend sein. Bei reinen Rückenschmerzen, ohne Gesäss- oder Beinschmerz, führt die Bandscheiben-Operation oftmals nicht zum gewünschten Ergebnis. Dann können andere Behandlungsverfahren, wie z.B. die Facettendenervierung, die Bandscheibendenervierung oder die Bandscheibendekompression erfolgsversprechender sein. Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, die Schmerzquelle zu identifizieren.